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AutorenbildBjörn Kern

Corona und das Klima

Corona verlangt, was das Klima verlangt: Weniger Mobilität. Weniger Konsum. Weniger Geschwindigkeit. Was nun ein resonantes Leben ausmachen könnte, wird nach Corona aber vor allem an Verzicht und Restriktion erinnern. Denn genau das, was aus dem Mangel einen Mehrwert machen könnte, ist derzeit verboten: der nachbarschaftliche Austausch und der menschliche Kontakt, das Miteinander und Tauschen. Wäre es kein Virus, das unser Leben derzeit lahmlegt, sondern eine Ölkrise, könnten wir uns nun einüben in resiliente Lebensstile. Könnten wir die Städte und die Straßen den Menschen zurückgeben und gemeinsames Urban Gardening betreiben. Könnten wir Tauschringe und Nachbarschaftshilfen organisieren oder auch einfach nur genießen, wie schön es ist, mit Freunden an einem langen Bankett mitten auf dem Stadtring Wein trinken zu gehen. Könnten wir neue Arbeitszeitmodelle ausprobieren, neue Modelle der Kinderbetreuung, der Bedürfnisbefriedigung. Wenn man so will, lernen wir gerade den Abschied vom Alten, während uns der Ausblick aufs Neue verwehrt bleibt. Auch wenn die Luft über Wuhan in der Krise vorübergehend besser wird, das Wasser in Venedigs Lagune kristallklar: Langfristig hat Corona dem Klima keinen Dienst erwiesen. Aber wir geben nicht auf! Wir alle, die wir ein anderes Leben wollen, eines, das nicht so schnell, nicht so zynisch, vor allem: nicht so zerstörerisch ist. Noch stärker als vor Corona werden wir Bilder einer Zukunft malen und beschreiben, besingen und beschwören, die anders, aber deswegen nicht weniger, sondern in höherem Maße lebenswert ist. Von essbaren Städten und Postwachstum, von Suffizienz und gelingendem Nichtstun, von Aufwertung der Carearbeit und Abwertung der Bullshitjobs, von einer Welt, in der Leben und zerstören nicht mehr ein und dasselbe sind.



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